Kirsche (Prunus avium)

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  • Forschung
  • Beschreibung
  • Wildbienen und Hummeln
  • Quellen
  • Bestäubung (1) (2)

    Bienenvölker können für eine bessere Bestäubung bei Kirschen sorgen.
    Früh im Jahr, vor allem bei niederen Temperaturen, gewinnen auch andere Insekten (Hummeln, Solitär-Bienen) an Bedeutung für die Bestäubung der Kirschblüten

    Der Einsatz von ca. 4 - 5 Bienenvölkern wird empfohlen.

    Vergleich der Kirschblüte mit anderen Kulturpflanzen, bezogen auf den empfohlenen Einsatz von Bienenvölkern pro ha:

    Vorteile für Obstbauern

    • Höherer Ertrag an Kirschen durch Insektenbestäubung

    Vorteile für den Imker

    • Bestäubungsprämie

    Nachfolgend werden die Honig- und Pollenqualität der Kirschblüten im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen auf einer Skala von 0-4 dargestellt:

    Bei den Süßkirschen gibt es nur die Fremdbefruchtung.

    Zusätzlich ist zu beachten, dass die Süßkirschen kreuzungsunverträglich sind, sie haben eine sogenannte Intersterilität. Das bedeutet, dass die Kirschblüte nicht von ihrem eigenen Pollen bestäubt werden kann und auch nicht von anderen Pollen der gleichen Kirschsorte. Deshalb ist es bei der Anlage der Plantage sehr wichtig, sogenannte Befruchtersorten anzupflanzen, die zu der Plantagensorte passt.

    Bestäuber Insekten sollten zum Beginn der Blüte in die Kirsche gewandert werden - wenn die ersten Blüten aufgehen.

    Kirsche, Prunus cerasus L., mit Honigbiene
    Foto: Ronald Wenzel
    Kirsche Pollen

    Forschungse​rgebnisse (3) (4) (1) (5)

    Gerade bei sehr früh blühenden Kulturen wie Süßkirschen muss für eine ausreichende Bestäubung gesorgt werden. In der Blütezeit dieser Kulturen herrschen häufig niedrige Temperaturen unter 10 °C, in den Nächten oft leichter Frost, in anderen Jahren ist es mit 15 °C recht warm, aber bewölkt. Hier sollten alle Möglichkeiten zur Verbesserung der Bestäubung ausgenutzt werden, zumal sich bei Steinobst ein Anteil von 10-30 % der Blüten zu Früchten entwickeln muss, um einen ausreichenden Ertrag zu erhalten.

    Geeignete Bestäuber sind Honigbienen, Hummeln, solitäre oder andere Wildbienen, bzw. weitere Insekten. Pro Hektar Steinobstanlage werden mindestens vier Bienenvölker benötigt, die zwar eine große Individuenzahl bieten, aber erst bei Temperaturen von 12 - 14 °C und geringen Windgeschwindigkeiten aktiv sind.

    Man kann beobachten, dass Bienen eher in Reihenrichtung als quer zu den Reihen fliegen.

    Die Bienen legen zwar auch wesentlich weitere Wege zurück als Hummeln oder Wildbienen, die Wahrscheinlichkeit, dass Fremdpollen auf die Blüte gelegt werden, nimmt jedoch mit zunehmender Entfernung rasch ab. Zu berücksichtigen ist auch, dass es "normales" Blühwetter selten gibt: Entweder ist es für die Honigbienen, die ja erst ab 8° C Außentemperatur aktiv werden und ab ca. 15 ° C wirtschaftlich bestäubt, die meiste Zeit zu kalt oder die Blüte ist in einer Hitzewelle sehr schnell vorbei. Der Förderung von Wildbienen und dem Einsatz von Hummelvölkern ist bei Abwesenheit von Honigbienen und auch zusätzlich zu Honigbienen eine große Bedeutung beizumessen.

    Hummelvölker (i.d.R. Erdhummel (Bombus terrestris)) zeigen eine geringere Individuenzahl, sind aber nicht so abhängig von der Temperatur (ab 6 °C) und den Windgeschwindigkeiten und bringen gerade deshalb bei schlechteren Bedingungen noch eine gute Bestäubungsleistung. Hummeln werden schon seit längerer Zeit in Gewächshauskulturen eingesetzt und zu diesem Zweck kommerziell gezüchtet. Besonders große Völker (etwa 80 Arbeiterinnen) und spezielle Boxen mit drei Völkern bieten ein spezielles Angebot für Obstkulturen im Freiland. Hier sind sechs Völker/ha ausreichend. Andere Wildbienenarten, die natürlich vorkommen, sind oftmals erst später im Jahr aktiv. Im früh blühenden Steinobst kann die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) effektiv eingesetzt werden, weil sie auch von Züchtern angeboten wird. Das ist mit wildlebenden Arten so einfach nicht möglich ist.

    Allerdings müssen Konkurrenztrachten währen der Blüte vermieden werden. Also sollte der Obstbauer während der Blühzeit zwischen den Bäumen mähen.
    Beim Einsatz von Wildbienen, also auch Hummeln, ist besondere Vorsicht mit Insektiziden geboten. Befinden sich die Völker nach der Blüte noch in der Anlage, sind sie vor und mind. 24 Std. nach der Behandlung zu verschließen oder aus der Anlage zu entfernen. Freilebende Hummeln und Wildbienen können nicht umgesetzt werden und werden somit Opfer der Insektizide.

    Beschreibung (6)

    Süßkirschen blühen meistens weiß und erscheinen in kleinen Bündeln mit ca. 2 bis 5 Blüten. Jede Blüte hat 5 Blütenblätter, einen aufrechten Stempel mit einem Fruchtknoten und zwei Samenanlagen. Um den Fruchtknoten herum befinden sich ca. 30 Staubbeutel. Die Blüte öffnet sich für 3 - 5 Tage. Die Narbe ist empfänglich kurz bevor die Staubbeutel Pollen bereitstellen. Die Honigbienen präferieren Süßkirschen vor Sauerkirschen, weil deren Nektar einen höheren Zuckergehalt hat. Pollen ist allerdings von beiden Sorten gleich attraktiv.

    Befruchtungssorten:

    Die meisten Sorten sind selbststeril, das heißt, sie benötigen eine Befruchtersorte. Da je nach Blühstärke für einen Normalertrag 20-50 % der Blüten zu Früchten werden müssen, ist auf das Einstreuen von ausreichend Befruchtern zu achten: (mindestens jeder 10. Baum beim Einstreuen in die Reihe, und ansonsten jede 3. Reihe als Befruchtersorte) zu achten.

    Bei der Wahl der Befruchtersorten ist das wichtigste Kriterium die Blühzeit. Sie muss mit der Hauptblüte überlappen. Zweites Kriterium ist die sogenannte "Pollenverträglichkeit".

    Süßkirschen können sich nicht selbst befruchten, also keinen Pollen von der eigenen Blüte oder dem eigenen Baum verwenden. Sie vertragen aber auch häufig nicht den Pollen anderer Sorten, so dass sehr genau geprüft werden muss, mit welcher Sorte die Befruchtung erfolgen kann. Diese sogenannten Befruchtersorten müssen mit in die Plantage gepflanzt werden.

    Eine Übersicht über die zueinander passenden Sorten gibt der nachfolgende Abschnitt.

    Kirsche-Befruchtertabelle:

    Bei den Kirschen muss zunächst einmal eine Unterteilung in Sauer- und Süßkirschen vorgenommen werden, da die Befruchtungseigenschaften unterschiedlich sind.

    Die meisten Sauerkirschen sind selbstfruchtbar. Eine Fremdbefruchtung benötigen daher nur wenige Sorten, wie z. B. 'Königin Hortense', 'Schöne aus Chatenay' und 'Köröser Weichsel'. Als Fremdbefruchter für diese drei Sorten kommt die Schattenmorelle in Frage, sowie alle zur selben Zeit blühenden Sauer- und Süßkirschen.

    Abhängigkeiten der Süßkirschen:

    Blütezeit: f = früh, mf = mittelfrüh, m = mittel, msp = mittelspät, sp = spät

    Nr. Süsskirschen-Sorte Blütezeit geeignete Befruchter / Pollenspender
    1 Adlerkirsche von Bärtschi mf 03, 13, 21
    2 Annabella sp 15
    3 Büttners Rote Knorpelkirsche mf 09, 11, 12, 15
    4 Burlat mf 08, 11
    5 Dönissens Gelbe Knorpelkirsche sp 03, 15
    6 Erika mf 02, 12, 15, 23, 24
    7 Frühe Rote Meckenheimer f 08, 11, 13, 15, 21
    8 Große Prinzessinkirsche mf 10, 26, 33
    9 Große Schwarze Knorpelkirsche mf 03, 08, 11
    10 Haumüllers Mitteldicke mf -
    11 Hedelfinger Riesenkirsche sp 03, 05, 15
    12 Kassins Frühe Herzkirsche f 04, 05, 15, 21
    13 Sam msp 07, 11, 15, 21
    14 Schauenburger sp 11, 17
    15 Schneiders Späte Knorpelkirsche msp 8
    16 Souvenir des Charmes mf 07, 08, 11, 13, 21
    17 Star msp 03, 11, 21
    18 Starking Hardy Giant mf 07, 11, 15, 21
    19 Unterländer msp 11, 12, 15, 28
    20 Valeska mf 02, 15
    21 Van mf 04, 07, 12, 13, 15
    22 Viola sp 02, 06, 15, 23, 24
    23 Alma mf 20
    24 Bianca msp 15
    25 Bing mf 21
    26 Geisepitter mf 03, 09, 11
    27 Grolls Schwarze mf -
    28 Große Germesdorfer mf 11
    29 Maibigarreau sp 03, 08, 11, 12, 15, 28
    30 Oktavia sp 02, 06, 15, 23, 24
    31 Regina sp 02, 06, 15, 23, 24
    32 Schwarze Königin f -
    33 Spanische Knorpelkirsche mf 11, 15
    34 Teickners Schwarze Herzkirsche mf 29, 35
    35 Werdersche Braune msp 15,29
    36 Zukunft - -
    37 Benjaminler sp 38, 39, 41
    38 Dolleseppler mf 39, 41
    39 Dolls Langstieler mf 38, 41
    40 Ritterkirsche sp 38, 39, 41
    41 Schwarze Schüttler sp 38, 39

    Wildbienen und Hummeln (7)

    Neben den Honigbienen fliegen die folgenden Wildbienenarten in die Kirschblüte:

    1. Mauerbienen
      • Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)
    2. Sandbienen
      • Kleine Sandbiene (Andrena minutuloides)
      • Gewöhnliche Zwergsandbiene (Andrena minutula)
      • Rotfransige Sandbiene (Andrena haemorrhoa)
      • Gewöhnliche Bindensandbiene (Andrena flavipes)
      • Fuchsrote Sandbiene (Andrena fulva)
      • Glänzende Düster-Sandbiene (Andrena nitida)
      • Schottische Sandbiene (Andrena scotica)
      • Rotbeinige Rippensandbiene (Andrena tibialis)
      • Veränderliche Lockensandbiene (Andrena varians)
    3. Furchenbiene
      • Dickkopf-Furchenbiene (Halictus maculatus)

    Es ist zu beachten, dass Wildbienen und Hummeln nach der Apfelblüte weiterhin eine Ernährungsgrundlage in der Region finden müssen, damit sie in der Gegend bleiben. Es sollte also vom Obstbauern darauf geachtet werden, dass in oder nahe an der Plantage Wildkräuter blühen können und die Insekten Ihre Bauten ungestört anlegen können.

    Die nachfolgenden Hummelarten sind sehr gute Bestäuber für Kirschblüten:

    • Gartenhummel (Bombus hortorum)
    • Ackerhummel (Bombus pascuorum)
    • Wiesenhummel (Bombus pratorum)
    • Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris)
    • Helle Erdhummel (Bombus lucorum)
    • Steinhummel (Bombus lapidarius)
    • Baumhummel (Bombus hypnorum) und die
    • Veränderliche Hummel (Bombus humilis).

    Aber auch die Kuckuckshummeln:

    • Wald-Kuckuckshummel (Bombus sylvestris)
    • Gefleckte Kuckuckshummel (Bombus vestalis)
    • Rotschwarze Kuckuckshummel (Bumbus rupestris)

    Quellen

    1. Woodcock, T. S.: Pollination in the Agricultural Landscape; Best Management Practices for Crop Pollination, 2012, http://www.pollinator.ca/bestpractices/images/Pollination%20in%20Agricultural%20Landscape_Woodcock_Final.pdf (03.04.2017).
    2. Radtke, J.: Bienen als natürlichen Ertragsfaktor nutzen, LIB, 2013.
    3. Klein, A.: Abhängigkeit von Bestäubung, Proceedings of the Royal Society London, 2007.
    4. Klein, A.: Kategorisierung der Bestäubung + Quellen, Proceedings of the Royal Society LondonB_2007-supplements2, 2007.
    5. Pritsch, G.: Bienenweide, 2007.
    6. Petra Langner: baumprüfung.de, 2017.
    7. Paul Westrich: Die Wildbienen Deutschlands, 2018.