Blattschneider- und Mörtelbienen (Megachile)

  • Allgemein
  • Luzerne-Blattschneiderbiene (Megachile rotundata)
  • Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella)
  • Schwarzbürstige Blattschneiderbiene (Megachile nigriventris)
  • Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum)
  • Gebänderte (Zottige) Blattschneiderbiene (Megachile circumcincta)
  • Bunte Blattschneiderbiene (Megachile versicolor)
  • Kleine Gartenblattschneiderbiene (Megachile centuncularis)
  • Flockenblumen-Blattschneiderbiene (Megachile apicalis)
  • In Deutschland sind ca. 23 Arten bekannt. Von diesen sind nur noch 8 Arten in einem Ausmaß vorhanden, dass sie zur Bestäubung der Nutzpflanzen beitragen können. Diese 8 Arten werden anschließend aufgelistet und ihr Nutzen für die Landwirtschaft, den Obst- und Gartenbau beschrieben. Die Blattschneider- und Mörtelbienen sind in Deutschland überall sehr verbreitet. In der Vergangenheit wurden die Arten in Blattschneiderbienen und Mörtelbienen unterteilt. Beide Gattungen wurden aber kürzlich unter dem Gattungsnamen Megachile zusammengelegt. Es gibt keine wesentlichen Unterschiede im Körperbau, allerdings sind die Nistgewohnheiten sehr differenziert: Die Blattschneiderbienen benutzen abgebissene Blattstücke von vorzugsweise weichen Blättern von Bäumen und Kräutern (z.B. Walderdbeere, Hexenkraut, Luzerne, Wolfsmilch, Flieder und Weinrebe) für den Nestbau und die Mörtelbienen sammeln Sand, Lehm und Steinchen als Baumaterial, welches sie mit ihrem Speichel und manchmal mit zusätzlichem Harz zu einem „Mörtel“ verarbeiten, mit dem sie ihre Nester und die Höhlenverschlüsse bauen. Die Blattschneiderbienen schneiden und transportieren Blattstücken, die zum Teil länger als ihre Körper sind. Während des Fluges tragen sie diese zusammengerollt unter dem Körper. Die Blattschneider- und Mauerbienen fliegen in Deutschland erst in den Sommermonaten von ca. Juni bis August, wenn eine zweite Generation ausgebildet wird, dann noch einmal bis Oktober. Die Megachile überwintern als Ruhelarven im Kokon.

    Hinweise für eine Ansiedelung:

    • Einrichtung von ertragsstarken Blühstreifen, bei denen die Pflanzen so dicht stehen, dass der Boden nicht zu sehen ist und somit unattraktiv für Bodennister wird.
    • Anbau von Hecken für die dauerhafte Ansiedlung von Wildbienen. Diese Hecken sollte jedes Jahr einen Krautsaum haben. Zusätzlich können Startersets mit Mauerbienen dauerhaft in die Hecken eingebracht werden. Die Wildbienen werden sich in den Hecken vermehren, brauchen dazu aber auch Zeit. Diese Maßnahme hilft sowohl im Pflanzenbau als auch im Obstbau.
    • Verzicht auf das Ausbringen von Insektiziden, ggf. nur nachts. Honigbienen werden ggf. abtransportiert, Wildbienen bleiben immer vor Ort.

    Die Blattschneider- und Mörtelbienen fliegen nicht in viele verschiedene Pflanzenarten, sind allerdings sehr gute Bestäuber für in der Landwirtschaft angebaute Hülsenfrüchte (Familie der Schmetterlingsblütler) wie

    • Klee
    • Platterbse
    • Luzerne
    • Wicke
    • Lupine

    Die Wildbienen sind auf Grund ihrer längeren Rüssel und stärkeren Oberkörper besser geeignet als die Honigbiene für die Bestäubung dieser Früchte.

    Megachile rotundata, Luzerne-Blattschneiderbiene
    Foto:  Felix Fornoff
    Megachile sculpturalis, Riesen- oder Skulptur-Harzbiene
    Foto:  Felix Fornoff
    Megachile willughbiella, Garten-Blattschneiderbiene auf einer Hornklee-Blüte
    Foto:  Felix Fornoff
    Megachile nesting, Blattschneiderbienen-Nest
    Foto:  Felix Fornoff
    Megachile ericetorum, Heide-Blattschneiderbiene
    Foto:  Felix Fornoff
    Megachile Männchen, Blattschneiderbiene
    Foto:  Felix Fornoff

    Luzerne-Blattschneiderbiene (Megachile rotundata)

    Megachile rotundata, Luzerne-Blattschneiderbiene
    © Museum für Naturkunde Berlin

    Die Luzerne-Blattschneiderbiene (Megachile rotundata) ist mit 8 – 9 mm Körperlänge deutlich kleiner als die Honigbiene. Sie ist Deutschland weit verbreitet und kommt häufig vor. Die Megachile rotundata kann überall angetroffen werden, vor allem aber auf Brachen, an Waldrändern, in Gärten und Parks, an Böschungen, Sand- und Lehmgruben und auf den Dünen. Ursprünglich kam diese Wildbiene nicht in Amerika vor, wurde aber in die USA verbreitet. Die Luzerne-Blattschneiderbiene ist spezialisiert auf alle Kleearten und auf Luzerne. Da es sehr wenige Insekten gibt, die Luzerne bestäuben können, wurde die Megachicle rotundata in die USA und anderen Ländern zu dem bedeutendsten Bestäuber. Sie kann bis zu 500m von ihrer Behausung entfernt sammeln und bestäuben. Die Luzerne-Blattschneiderbiene nistet in oberirdischen, wenn möglich schon vorhandenen Höhungen, in Fressgängen von anderen Insekten und Hohlräumen in Pflanzenstengeln, aber auch in Löss- und Lehmgängen. Sie besiedelt sehr gern Nisthilfen wie Bohrungen in Holz oder Bambusrohre mit einem Durchmesser von ca. 6 mm und einer Lochlänge von ca. 10 cm. Die Luzerne-Blattschneiderbienen sind sehr gesellig, so dass mit Nisthilfen große Kolonien zusammengeführt werden können. Ein Weibchen kann bis zu 39 Brutzellen versorgen und hat dadurch eine hohe Reproduktionsrate.

    Die Megachile rotundata fliegt von Ende Juni bis Mitte August die nachfolgenden Nutzpflanzen an:

    Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella)

    Garten-Blattschneiderbiene, Megachile willughbiella
    Foto: Fr. Dr. Gille

    Die Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella) ist mit 12 – 16 mm größer als die Honigbiene, aber farblich der Honigbiene sehr ähnlich. Sie ist Deutschland weit verbreitet und kommt häufig vor. Die Megachile willughbiella siedelt in Gärten und Parks, an Waldrändern und Waldlichtungen, in alten Holzbalken, morschen Holzzäunen und Baumstümpfen und an trockenen Böschungen. Die Garten-Blattschneiderbiene nistet in oberirdischen, wenn möglich schon vorhandenen Höhungen, in Fressgängen von anderen Insekten, unter Rinde, in Fugen von Fachwerkhäusern oder Trockenmauern. Sie besiedelt auch Nesthilfen wie Bohrungen in Holz oder Bambusrohre mit einem Durchmesser von ca. 6 mm. Es werden auch gern "Insektenhotels" besiedelt. Der Pollentransport zum Nest erfolgt mittels Bauchbürste.

    Die Garten-Blattschneiderbiene fliegt von Ende Juni bis Mitte August die nachfolgenden Nutzpflanzen an:

    Schwarzbürstige Blattschneiderbiene (Megachile nigriventris)

    Megachile nigriventris, Schwarzbürstige Blattschneiderbiene
    © Museum für Naturkunde Berlin

    Die Schwarzbürstige Blattschneiderbiene (Megachile nigriventris) ist mit 12 – 16 mm größer als die Honigbiene und ist am Vorderteil mit einem rostbraunen Fell überzogen. Sie ist Deutschland weit verbreitet und kommt mäßig häufig vor. Die Megachile nigriventis siedelt vor allem in Waldgebieten, an Waldrändern und Waldlichtungen, in Au- und Moorwäldern und im Siedlungsbereich. Die Schwarzbürstige Blattschneiderbiene nistet in selbstgenagten Gängen im morschen Holz. Sie kleidet den Hohlraum mit Blattstücken aus und legt dann bis zu 15 Brutzellen an.

    Die Schwarzbürstige Blattschneiderbiene bevorzugt die Hülsenfrüchte und fliegt von Mitte Juni bis Ende Juli die nachfolgenden Nutzpflanzen an:

    Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum)

    Megachile ericetorum, Platterbsen-Mörtelbiene
    Foto: Fr. Dr. Gille

    Die Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum) ist mit 10 – 15 mm so groß wie die Honigbiene, allerdings heller in der Erscheinung durch die hellen Haarbinden am Hinterleib. Sie ist Deutschland weit verbreitet und kommt mäßig häufig vor. Die Megachile ericetorum siedelt vor allem in trockenen Bereichen wie Brachen, Magerrasen, Böschungen, Sand- und Lehmgruben, Steilwände und im Siedlungsbereich. Die Platterbsen-Mörtelbiene nistet in vorhandenen Hohlräumen von Mauern, Steilwänden und Ziegeln. Sie kleidet den Hohlraum mit Mörtel (Gemisch aus Speichel, Lehm und Sand) aus und zusätzlich mit Harz. Darin legt sie dann ca. 14 Brutzellen an.

    Die Platterbsen-Mörtelbiene bevorzugt die Schmetterlingsblütler und fliegt von Mitte Juni bis Ende Juli die nachfolgenden Nutzpflanzen an:

    Gebänderte (Zottige) Blattschneiderbiene (Megachile circumcincta)

    Megachile circumcincta, Zottige Blattschneiderbiene
    Foto: Fr. Dr. Gille

    Die Gebänderte (Zottige) Blattschneiderbiene (Megachile circumcincta) ist mit 11 – 13 mm so groß wie die Honigbiene, hat allerdings am Oberkörper einen dichten grauen Haarpelz und auch die Füße sind stark behaart. Sie ist Deutschland weit verbreitet und kommt mäßig häufig vor. Die Megachile circumcincta siedelt vor allem in trockenen Sandgebieten wie Brachen, Magerrasen, Böschungen, in Sand- und Lehmgruben, an Steilwände und im Siedlungsbereich. Die Platterbsen-Mörtelbiene nistet in selbst gegrabenen verzweigten Gängen im Boden dicht unter der Erdoberfläche, aber auch unter Steinen oder vorhandenen oberirdischen Hohlräumen. Die Brutzellen werden mit Blattstücken ausgekleidet, hauptsächlich von Laubbäumen.

    Die Zottige Blattschneiderbiene fliegt von Ende Mai bis Anfang August und bestäubt die nachfolgenden Nutzpflanzen:

    Bunte Blattschneiderbiene (Megachile versicolor)

    Megachile versicolor, Bunte Blattschneiderbiene
    © Museum für Naturkunde Berlin

    Die Bunte Blattschneiderbiene (Megachile versicolor) ist mit 11 – 15 mm so groß wie die Honigbiene, das Weibchen sieht so ähnlich aus wie eine Honigbiene, hat aber an der Unterseite eine weinrote Behaarung. Das Männchen hat am Oberkörper und an den vorderen Füßen einen dichten gelben Haarpelz. Sie ist Deutschland weit verbreitet und kommt häufig vor. Die Megachile versicolor siedelt vor allem in trockenen Sandgebieten wie Brachen, Böschungen, Sand- und Lehmgruben, an Steilwände und im Siedlungsbereich. Die Platterbsen-Mörtelbiene nistet in trockenen Holzstrukturen, Trockenmauern und trockenen Pflanzenstengeln. Die Bunte Blattschneiderbiene nistet gern in vorhandenen Hohlräumen, in Fressgängen anderer Insekten in Holz und Pflanzenstengeln. Sie besiedelt auch Nisthilfen, die mit Bohrungen zwischen 5 – 7 mm versehen sind. Die linearen Brutzellen werden mit Wildrosen- oder Schlehenblättern gebaut, in die dann die Nester und die Nestverschlüsse mit den Pflanzenteilen unter Zuhilfenahme von Pflanzenmörtel gebaut werden.

    Die Bunte Blattschneiderbiene fliegt von Mai bis Juli, eine zweite Generation bis September, und bestäubt die nachfolgenden Nutzpflanzen:

    Kleine Gartenblattschneiderbiene (Megachile centuncularis)

    Megachile centuncularis, Kleine Gartenblattschneiderbieneg
    © Museum für Naturkunde Berlin

    Die Kleine Gartenblattschneiderbiene (Megachile centuncularis) ist mit 11 – 12 mm kleiner als die Honigbiene und hat eine schwarze Färbung. Sie ist Deutschland weit verbreitet und kommt mäßig häufig vor. Die Megachile centuncularis siedelt in Waldgebieten, Waldlichtungen, Waldrändern, Feldhecken, Brachen und im Siedlungsbereich. Sie nistet in vorhandenen Hohlräumen, in Baumholz, in hohlen Pflanzenstengeln und in Nisthilfen mit einem Durchmesser von 6 mm. In seltenen Fällen nistet sie auch in der Erde in vorhandene Hohlräumen. Die Kleine Gartenblattschneiderbiene nistet gern in vorhandenen Hohlräumen, die sie mit Pflanzenteilen auskleidet und mit einem Plattstopfen verschließt.

    Sie fliegt und bestäubt ab Anfang Juni bis in den Herbst hinein – die zweite Generation schlüpft erst ab Mitte August – die nachfolgenden Nutzpflanzen:

    Flockenblumen-Blattschneiderbiene (Megachile apicalis)

    Die Flockenblumen-Blattschneiderbiene (Megachile apicalis) ist mit 7 – 9 sehr viel kleiner als die Honigbiene und hat eine ähnliche Färbung, allerdings an der Bauchseite ist sie weiß behaart. Sie ist zwar sehr selten in der Natur zu finden, aber sie wird in Nordamerika in Nisthilfen professionell gezüchtet und dann als Bestäuber der Luzerne eingesetzt.