Bienenwanderung Wanderablauf

  • Was genau ist eigentlich Bienenwanderung?
  • Dazu müssen einige Bedingungen eingehalten werden:
  • Folgenden Trachten sind für den Imker wichtig:
  • Generell gilt
  • Was genau ist eigentlich Bienenwanderung?

    Als Bienenwanderung wird das Umsetzen von Bienenvölkern zu einer Pollen- oder Honigtracht genannt. Dazu werden Bienenvölker zusammen mit Ihren Bienenbeuten zu einer Stelle dicht neben der Tracht transportiert und dort so aufgestellt, dass sie am Zielort sicher stehen, es ihnen gut geht und sie einen kurzen Weg zu den Trachtpflanzen haben.

    Dazu müssen einige Bedingungen eingehalten werden:

    Vorbereitung für den Transport:

    Bevor Bienenvölker an eine Trachtfläche transportiert werden können, muss klar sein, dass der Imker das auch darf.

    1. Es muss eine Erlaubnis des Eigentümers vorliegen, wo die Völker aufgestellt werden sollen
    2. Die Völker dürfen nicht zu nahe an vorhandene Bienenvölker gestellt werden, damit es keine Krankheitsübertragungen geben kann und damit nicht zu viele Völker an einer Fläche stehen und nicht genug Tracht für alle zur Verfügung steht.
    3. Es muss eine Bienenseuchenfreiheitsbescheinigung vorliegen als Ergebnis der frühjährlichen Honiguntersuchung durch ein Labor mit anschließender Bescheinigung durch den Amtstierarzt.
    4. Die Wanderung sollte mit dem Wanderobmann des regionalen Imkervereines abgesprochen sein.
    5. Der Aufstellplatz sollte mit dem Grundstückseigentümer abgestimmt sein, so dass ein Antransport möglich ist, die Bienen nicht im Weg für landwirtschaftliche Fahrten sind und der öffentliche Verkehr nicht behindert wird.
    6. Es muss ein Schild vorbereitet werden mit der Anschrift und Telefonnummer des Imkers und mit einer Kopie der Bienenseuchenfreiheitsbescheinigung, die regengeschützt an den Bienenbeuten am Wanderstandort angebracht werden kann, so dass sie von außerhalb des Standortes gesehen werden kann. Zusätzlich muss ein Schild mit der Aufschrift „Vorsicht Bienen“ aufgestellt werden, welches von mindestens 5 m Entfernung deutlich erkennbar und lesbar ist.
    7. Es muss darauf geachtet werden, dass die Bienen am Wanderstandort Futter und Wasser zur Verfügung haben. Wenn es neben der anzuwandernden Tracht keine Nahrungsalternativen gibt, müssen die Völker unmittelbar nach Abblühen der Tracht wieder versetzt werden, damit sie den eingetragenen Honig nicht sofort wieder verwenden und anschließend ggf. sogar hungern. Damit würde auch Räuberei gefördert werden. Wenn keine natürliche Wasserquelle (Bach, See, Teich) im Flugbereich ist, sollte ein Tränke aufgestellt werden. Das gilt speziell bei hohen Außentemperaturen, bei denen die Bienen Wasser für die erforderliche Stock-Kühlung brauchen.
    8. Vor der Wanderung muss der Imker prüfen, dass die Bienen nicht zu eng sitzen und bei dem Wanderstress ggf. verbrausen – es muss Freiraum für die Bienen in der Beute vorhanden sein. Das kann eine leere Zarge sein, die vor der Wanderung hinzugefügt wird oder es ist zusätzlicher Raum im Unterbodern vorhanden.
    9. Am Abend vor der Wanderung müssen die Fluglöcher verschlossen werden und die Kästen so gesichert werden, dass Magazinzargen nicht verrutschen oder herunterfallen.
    10. Die zeitweilige Aufstellung von Bienenvölkern im Schutzbereich der staatlich anerkannten Belegstellen muss in der Zeit vom 15. Mai bis 15. August von der zuständigen Kreisordnungsbehörde genehmigt sein. Diese Genehmigung wird gemäß der Landes-Bienenschutzgesetze nur erteilt, wenn die Bienenköniginnen der Zuchtrichtung der jeweiligen Belegstelle entsprechen.

    Durchführung des Transportes

    Mit der Wanderung kann begonnen werden, wenn die Völker verschlossen sind (abends), es kann aber auch bis zum nächsten Morgen gewartet werden, wenn es dann nicht zu warm wird. Es sollte immer ein Zeitpuffer eingeplant werden für unvorhergesehene Zwischenfälle, die die Anfahrt verzögern können.

    Nach Ankunft am Wanderstandort werden die Völker abgeladen oder der Wanderwagen gesichert und die entsprechenden Schilder aufgestellt. Als letzte Maßnahme werden die Fluglöcher aufgemacht.

    Aktivitäten während der Tracht

    1. Der Imker sollte seine Völker oder seinen Wanderwagen hin und wieder besuchen und prüfen, ob alles gesichert und in Ordnung ist (kein Vandalismus, kein Diebstahl)
    2. Es sollte geprüft werden, ob noch Wasser vorhanden ist und ggf. ob die Honigräume voll sind. Wenn die Honigräume voll sind, werden die Bienen in Schwarmstimmung geraten. Dann müssen die Völker erweitert werden oder die Honigernte muss geplant und durchgeführt werden. Achtung! Der Honig muss reif für die Schleuderung sein. Wenn die Tracht nicht honigt, besteht die Gefahr der Räuberei. Der Imker sollte die Situation kennen.

    Rücktransport aus der Tracht

    1. Wenn die Tracht vorbei ist, muss die Rückwanderung durchgeführt werden – entweder an den Heimatstandort oder in eine neue Tracht. Dabei muss die Entfernung der Trachten berücksichtigt werden. Der neue Aufstellungsort sollte mindestens 4 km Luftlinie vom alten Aufstellort entfernt sein. Ansonsten gesteht die Gefahr, dass die Bienen an den alten Standort zurückfliegen und verloren sind.
    2. Der alte Aufstellort sollte ordentlich verlassen werden und die Schilder und Wasserstelle beseitigt werden.
    3. Der Grundstückseigentümer und der Landwirt, dem die Tracht gehört, sollten über die Abwanderung informiert werden.

    Hinweis für Landwirte:

    Ich habe immer wieder von Landwirten gehört, dass sie erwarten, dass die Imker an jeder honig-bringenden Tracht interessiert sein müßten und als Lohn für die Bestäubung den Honig ernten können.

    Folgenden Trachten sind für den Imker wichtig:

    Erste wichtige Tracht: Obst

    Hier gibt es in der Regel eine Bestäubungsprämie und die Völker können sich entwickeln. Eine Honigernte wird nicht erwartet.

    Zweite Tracht: Winterraps

    Allerdings honigt der Winterraps bei trockenem Wetter nicht, so dass sich die Anwanderung nur bei guter Witterung lohn. Wenn der Imker im Obst war, kommt er meistens für den Raps zu spät.

    Dritte Tracht: Robine

    Diese Tracht ist ebenfalls vom Wetter abhängig. Hier kann es vorkommen, dass der Imker vor der Beendigung des Winterraps schon in die Robinie abwandern will.

    Vierte Tracht: Linde

    Die Linde honigt jedes Jahr zuverlässig und lange. Nach der Lindenblüte gibt es in vielen Jahren auch noch zusätzlich Blatthonig von der Linde.

    Fünfte Tracht: falls erreichbar, Phacelia

    Diese honigt sehr gut und produziert auch viel Pollen für die Herbstbrut. Eventuell honigt in dieser Zeit auch noch der Wald mit einer Honigtautracht.

    Alle landwirtschaftlichen Früchte, für die der Landwirt in dieser Zeit Bestäubungsleistungen anfragt, konkurrieren gegen die beschriebenen guten Trachten. Hierzu gehören die Sonnenblume, Sommerraps, Wicken, Bohnen, usw.

    Der Landwirt kann in diesem Fall versuchen, den Bestäubungseinsatz attraktiv machen durch Ausschreibung einer Bestäubungsprämie, die den Imker überzeugt, auf seine Naturtracht zu verzichten und die landwirtschaftliche Trachten ohne nennenswert zu erwartenden Honigertrag an zu wandern.

    Nach der Linde geht auch das Bienenjahr langsam zu Ende und es werden keine großen Trachten mehr angewandert, weil sich die Bienen ab Ende September auf den Winter vorbereiten. Das bedeutet, dass alle Bienen, die ab diesem Zeitpunkt schlüpfen, als Winterbienen eine Zeitspanne von mehreren Monaten (bis zum Frühjahr) überdauern müssen.

    Jegliche Honigtracht, die ab diesem Zeitpunkt für die Bienen erreichbar ist, belastet die Winterbienen so stark, dass diese den Winter nicht mehr überstehen können. Eine späte Tracht schädigt also die Bienenvölker.

    Wenn ein Imker eine späte Tracht wandern will (wie z.B. Heide), dann plant er bereits, dieses Volk nicht mit über den Winter zu nehmen.

    Generell gilt:

    Landwirtschaftliche Trachten lösen bei den Imkern immer die Sorge vor eventuell zum Einsatz kommenden Pflanzenschutzmitteln. Diese Sorge muss der Landwirt den Imkern nehmen. Das kann er sehr einfach tun, indem er den Imker vor jeder Aktivität auf dem Feld informiert. Der Imker weiß dann schon, wie er zu reagieren hat, damit seine Bienen nicht zu Schaden kommen. Dazu zählen Maßnahmen wie Völker für einen Tag verschließen, ggf. rasch abwandern oder er beschließt, dass er gar nichts machen muss. Wenn der Imker nicht weiß, was der Landwirt ausbringt und wann er es tut, wird er immer zu einer Wanderentscheidung zögern.

    Dazu ist in der Webseite Bienenwanderung.de die Chatfunktion vorgesehen, die es dem Landwirt ermöglicht, kurzfristig alle Imker oder auch gezielt einzelne Imker zu adressieren.

    Wenn der Landwirt anbietet, den Imker zu jeder Aktivität auf dem Feld während des Bestäubungseinsatzes vorher zu informieren, hilft das dem Imker, darauf vertrauen zu können, dass es den Bienen während des Bestäubungseinsatzes gut geht.