In Deutschland sind ca. 40 Arten bekannt. Von diesen sind nur noch 8 Arten in einem Ausmaß vorhanden, dass sie zur
Bestäubung der Nutzpflanzen
beitragen können. Diese 8 Arten werden anschließend aufgelistet und ihr Nutzen für die Landwirtschaft, den Obst-
und Gartenbau beschrieben.
Mauerbienen gehören zu den am häufigsten vorkommenden Solitärbienen. Sie legen ihre Nester artspezifisch in
Mauerspalten, in Gesteinsritzen, in
trockenem Holz oder auch im Boden an. Viele Mauerbienen nutzen vorhandene Hohlräumen, z.B. alten Brutstätten
anderer Insekten.
Einige Mauerbienen haben sich auf die Verwendung von verlassenen Schneckenhäusern spezialisiert.
Die Mauerbienen sammeln Blattstückchen und bilden unter Hinzufügen von Drüsensekreten eine Masse, mit der sie ihre
Brutzellen auskleiden. Dann
wird in jede Zelle ein Brei aus Nektar und Pollen deponiert und anschließend ein Ei darauf gelegt. Diese Zelle
wird anschließend „zugemauert“. Diese
Abschlußmauer dient zugleich als Boden für die nächste Brutzelle, so dass mehrere Zellen hintereinander in einem
Hohlraum angelegt werden können.
Mauerbienen lassen sich recht gut in Nisthilfen einsiedeln. Diese können dann gezielt in Obst-, Gemüse- oder
landwirtschaftliche Trachten
transportieren. Dadurch kann dem allgemeinen Rückgang der meisten Solitärbienen durch Landschaftsveränderungen
entgegen gewirkt werden. Allein in
Japan werden gegenwärtig ca. 75 % aller Obstanbauflächen durch Mauerbienen bestäubt.
Falls Wildbienenkolonien künstlich angelegt werden, dann sollten diese im Frühjahr
aufgestellt werden bevor die Wildbienen schlüpfen. Diese fliegen aus
und bestäuben die entsprechenden
Trachten und beginnen sofort wieder, die alten Niströhren oder auch neue geeignete Niststellen für den Nachwuchs
vorzubereiten. Nach einer Zeit von
ca. 2 Monaten können die neuen Kolonien aus den Trachtgebieten abgezogen und für die nächste Saison eingelagert
werden. Ca 200 Individuen bestäuben
so viel wie ein normal großes Honigbienenvolk mit dem zusätzlichen Vorteil, dass die Mauerbienen schon bei
niedrigeren Temperaturen mit
Bestäubungsflügen starten und dadurch bei schlechtem oder kaltem Wetter effektiver als Honigbienen sein können.
Dadurch, dass Mauerbienen im
Durchschnitt nur 8 Brutzellen anlegen, kann sich die Anzahl der Wildbienen von einem Jahr zum Nächsten nicht sehr
erhöhen. Wenn Wildbienen auf
natürlichem Wege angesiedelt werden sollen, ist Geduld erforderlich.
Hinweise für eine Ansiedelung:
Alle Mauerbienen fliegen sehr intensiv in den Klee, es gibt einige Mauerbienenarten, die darauf sehr spezialisiert sind:
Von den 8 beschriebenen Arten nisten 3 in Schneckenhäusern:
Durch diese Nistweise sind sie sehr spezialisiert und können nicht unbegrenzt vermehrt werden, denn sie sind an das Vorhandensein von leeren Schneckenhäusern gebunden.
Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) ist die wichtigste Art, die in künstlichen Brutbatterien gezüchtet, gehalten und für einen Bestäubungsservice genutzt werden können. Diese Nisthilfen können aus 20 – 25 cm langen Bambusrohren oder Hölzern bestehen mit Bohrungen von 8 – 10 mm Innendurchmesser. Die Gehörnte Mauerbienen sind mit 10 - 16 mm etwas größer als die Rostroten Mauerbienen. Durch die sehr dichte Rückenbehaarung erscheint der Vorderleib insgesamt kräftiger als bei Honigbienen. Sowohl Männchen als auch Weibchen sind mit einer rötlich - rostroten bis bronzefarbenen Behaarung am Hinterleib leicht zu sehen, unterscheiden kannst Du sie nur durch die beiden vorstehenden Hörner beim Weibchen. Das Männchen hat eine helle Gesichtsbehaarung mit weißer Vorder- und Unterseite und deutlich längere Fühler als das Weibchen. Die Gehörnte Mauerbiene lebt in allen Regionen Deutschlands, vorrangig allerdings in den niederen Regionen, da sie wärmere Lagen bevorzugt. Sie fliegt bereits Mitte März und ist dadurch sehr für die Bestäubung einer zeitigen Obstblüte geeignet. Sie nistet dann ab Mitte April bis Anfang Mai. Dadurch, dass die Osmia cornuta ein milderes Klima bevorzugt, kommt sie in der Natur überwiegend in Siedlungsbereichen vor, wo sie gern südlich gerichtet Mauern für den Nestbau nutzt. Außerhalb von Ortschaften wählt die Gehörnte Mauerbiene gern wärmere Löss- und Lehmwände.
Sie fliegt auf die nachfolgend aufgeführten Pflanzen:
Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) ist ebenfalls eine Wildbienenart, die in künstlichen Brutbatterien gezüchtet, gehalten und für einen Bestäubungsservice genutzt werden können. Die Rostrote Mauerbiene hat eine gedrungene Körperform und sieht etwas pummelig aus, so dass sie beim ersten Anblick auch mit einer kleinen Hummel verwechselt werden kann. Sie hat eine lange und dichte Behaarung, die durch die rostrote Farbe zum Namen beigetragen hat. Männchen und Weibchen unterscheiden sich sehr voneinander, so dass Du diese leicht unterscheiden kannst. Das Männchen schlüpft zuerst. Es ist klein, schlank und ca. 9 - 12 mm lang. Das Männchen besitzt lange Fühler und eine weiße Gesichtsfärbung. Der vordere Teil des Hinterleibes ist typisch rostrot behaart und der hintere Teil sehr dunkel bis schwarz. Nach dem Männchen schlüpfen die Weibchen.
Die Weibchen sind mit 10 - 12 mm etwas größer und sie haben neben den Fühlern zwei nach vorn gestreckte Hörner ähnlich wie die Gehörnte Mauerbiene, bei der diese noch markanter sind. Die Weibchen der Rostrote Mauerbiene haben im Gegensatz zu den Männchen ein dunkles Gesicht und eine hellrote Bauchbehaarung, die zur Aufnahme von Pollen dient. Der vordere Teil des Körpers (Thorax) ist hell und struppig behaart. Die Rostrote Mauerbiene besiedelt Waldränder, Waldlichtungen, Wiesen, Geröllhalden, Felsformationen, Brachland, Löss- und Lehmhänge und sehr gern Siedlungsbereiche. Sie stellt keine hohe Anforderung an die Nistplätze. Sie besiedelt alles, was sich anbietet: Insektenfressgänge in Holz, Ritzen in Fensterrahmen, unter Wandputz, in allen Arten von Löchern, in Schilfrohr und auch in Löchern von Bücherregalen, wenn die Rostrote Mauerbiene eine Möglichkeit findet, in ein Gebäude zu kommen. Die Rostrote Mauerbiene fliegt und bestäubt von Anfang April bis Mitte Juni.
Sie fliegt auf die nachfolgend aufgeführten Pflanzen:
Die Rote Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia aurulenta) ist mit 8 – 10 mm Körperlänge kleiner als die Honigbiene. Sie hat eine rostrote Färbung, ist gedrungen und hat einen vergleichsweise großen Kopf. Die Rote Schneckenhaus-Mauerbiene kommt landesweit vor, allerdings mit Schwerpunkt in Kalk-Mittelgebirgen. Dort ist sie dann teilweise recht häufig zu sehen. Sie nistet an offenen sonnigen Stellen auf Trockenrasen, in Kalk- und Kiesgruben, alten Steinbrüchen und auch im Siedlungsbereich. Die Osmia aurulenta nistet in leeren, mittelgroßen bis großen Schneckengehäusen. Dort legt sie meist 1 – 7 Brutzellen an. Für die Trennwände zwischen den Zellen und für die Verschlusswand am Schneckenhaus-Eingang benutzt die Osmia aurulenta eine Art Pflanzenzement, den sie aus Speichel und winzigen Blattstücken herstellt. Damit dekoriert sie auch die Außenseite des Schneckenhauses. Diese grün markierten leeren Schneckenhäuser weisen auf eine Brutstätte dieser Wildbienenart hin. Für die abschließende Trennwand am Eingang des Schneckengehäuses verwendet sie ebenfalls diesen Pflanzenmörtel. Das Schneckenhaus wird nicht bewegt.
Die Rote Schneckenhaus-Mauerbiene fliegt von Anfang April bis Ende Juni und bestäubt die die nachfolgend aufgeführten Pflanzen:
Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia bicolor) ist kleiner als die Honigbiene und schwarz/rötlich behaart. Sie ist weit verbreitet aber nur im Süden Deutschlands mäßig häufig zu finden. Die Osmia bicolor nutzt ebenfalls leere Schneckenhäuser für ihre Brut und ist häufig an Brachen, Witterungshalden, Kalk-Magerwiesen, Weinbergbrachen, Kiesgruben und auch im Siedlungsbereich zu finden. Sie nutzt nicht die leeren Gehäuse von Weinbergschnecken, weil diese zu groß sind. Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene sucht sich ein leeres Schneckenhaus und prüft, ob sie es bewegen kann. Dann kleidet sie es mit einer Art Pflanzenzement aus, den sie aus Speichel und winzigen Blattstücken herstellt. Auch die Außenseite des Schneckenhauses wird mit diesem Zement überzogen. Dann schicktet die Osmia bicolor ein Pollen- und Nektargemisch in das Schneckengehäuse und legt darin 1 bis 4 Eier ab. Anschließend werden kleine Steinchen in den Eingang geschichtet, das Schneckenhaus so gedreht, dass der Eingang plan auf dem Boden aufliegt dun als letzte Aktivität wird das Schneckenhaus mit vielen kleinen Ästen und Kiefernnadeln überzogen und annähernd unkenntlich gemacht. Dieser Nestbau dauert so lange, dass die Osmia bicolor in ihrem kurzen Leben nur ca. 5 – 8 Nester fertigstellen kann.
Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene fliegt im sehr zeitigen Frühjahr von Mitte März bis Mitte Juni und bestäubt neben vielen Kräutern auch die folgenden Pflanzen:
Die Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia rufohirta) ist so groß wie die Honigbiene mit roten Haaren, die das Weibchen ist am ganzem Körper rötlich gefärbt erscheinen lassen und das Männchen nur am hinteren Ende. Diese Wildbiene kommt in ganz Deutschland vor mit Schwerpunkt im südlichen Bereich. Sie bevorzugt als Lebensraum trockene, kalkhaltige Stellen wie Brachland, stillgelegt Steinbrüche und Weinberge, Felshänge, Dünen und Straßenböschungen. Die Osmia rufohirta nistet in leeren Schneckenhäusern. Dazu prüft sie, ob das Schneckenaus bewegt werden kann. Dann kleidet sie es mit einem Pflanzenmörtel aus Speichel und Pflanzenteilen aus und beklebt es auch an der Außenseite. Anschließend wird ein Pollen- Nektargemisch in dem Schneckenaus deponiert und ein Ei darauf abgelegt. Anschließend wird das Schneckenhaus mit Steinchen, Erdbrocken und dem Pflanzenmörtel verschlossen und weg gerollt.
Die Schneckenhaus-Mauerbiene fliegt von Mitte Mai bis Anfang Juni und bestäubt die nachfolgenden Trachtpflanzen:
Die Schwarzspornige Stängelmauerbiene (Osmia leucomelana) ist eine sehr kleine Mauerbiene, die dunkel und schmal ist mit auffälligen weißen Haarrändern an den Rückenschuppen. Sie kommt deutschlandweit häufig vor und besiedelt Waldränder, Lichtungen, Brachland, Schilfbereiche, Brombeerhecken und Siedlungsbereiche. Die Osmia leucomelana nistet in Pflanzenstengeln von Brombeeren, Himbeeren und anderen Sträuchern. Sie baut das Nest, indem sie das Mark der Halme ausräumt und ihre Brutzellen dort hintereinander anlegt (1 – 13 Zellen).
Die Schwarzspornige Stängelmauerbiene fliegt von Anfang Juni bis Anfang August hauptsächlich in den Hornklee, aber auch in andere Kleesorten und in die Platterbse:
Die Gelbspornige Stängelbiene (Osmia claviventris) ist mit einer Körperlänge von 7 – 9 mm sehr klein und schwarz, hat aber markante weiße/gelbe Haare am Körper, vor allem am Oberkörper. Sie ist weit verbreitet und kommt häufig vor. Die Osmia claviventris lebt in trockenen Wäldern, Waldrändern, Brachen, Kies- und Lehmgruben und im Siedlungsbereich. Sie nistet in Pflanzenstengeln von Brombeeren, Himbeeren, Holunder und anderen Sträuchern. Sie baut das Nest, indem sie das Mark der Halme ausräumt und ihre Brutzellen dort hintereinander anlegt (4 – 8 Zellen).
Die Gelbspornige Stängelbiene fliegt von Mitte Juni bis Ende August hauptsächlich in den Hornklee, aber auch in andere Kleesorten und in die Wicke:
Die Stahlblaue Mauerbiene (Osmia caerulescens), auch Blaugrüne Mauerbiene genannt, ist mit 8 – 10 mm kleiner als die Honigbiene. Die Männchen sind kupfer- bis bronzefarben mit rotbrauner Behaarung am Rücken, was zu einem rötlichen Schimmer führt. Die Weibchen sind weniger behaart und haben eine metallisch glänzende, stahlblaue dunklere Färbung, was zu dem Namen verholfen hat. Die Osmia caerulescens kommt in ganz Deutschland häufig vor. Sie besiedelt Waldränder, Waldlichtungen, Brachen, alte Steinbrüche, Felswände und verlassene Weinberge und ist auch im Siedlungsbereich zu finden. Die Stahlblaue Mauerbiene nistet in Stängeln von Brombeeren, in trockenem Holz, besiedelt verlassene Nisthöhlen und Fressgänge von anderen Insekten. Sie besiedelt auch Nisthilfen, Bohrungen mit einem Dur4chmesser von 4 – 5 mm in Holz, Bambus oder Schilf. Sie legt Liniennester für ca. 1 – 7 Brutzellen an. Die Stahlblauer Mauerbiene fliegt sehr zeitig von Ende März bis Mitte Juni und sie brütet selten auch eine zweite Generation aus von Anfang Juli bis Anfang September.
Auch diese Wildbiene fliegt in den Klee und in die Wicke: